New Technologies Management GmbH  

Rudolf Strobl  
 
  

 
 
New Technologies Management GmbH -- noch nie gehört. Was hat die mit Linux zu tun? Ich will hier nicht allzuweit ausholen, weil ich zehn Minuten nicht überziehen sollte, und ein paar Worte zu meinem Background sagen. Ich hab, als ich noch die Firma ARTICON hatte (das war zirka 1994) das Linux-Magazin gegründet, d.h., das gibt es jetzt fünf Jahre. Ich hab dann 1996 ARTICON verlassen, Cybernet gegründet und dort die Firma LinuxLand ins Leben gerufen. Seit Ende 1998 bin bei der Cybernet raus und will jetzt in Zukunft sehr stark fokussieren auf neue Bereiche, eben mit der Firma New Technologies Management GmbH, um Linux-Firmen mit diversen Dingen, die ich später noch erläutern werde, zu unterstützen, daß sie ihren Markt finden.  

Hier die Punkte, über die ich gerne etwas sagen würde. Zunächst: Was hat sich in den letzten Jahren geändert bei Linux-Neugründungen, bei Firmen, die in den Linux-Markt Services oder Produkte einbringen wollen? Es gibt einige Konflikte, die ich hier mit 'Idealismus versus Kommerz' benannt habe. Auf was ist da Rücksicht zu nehmen? Zu dem Punkt 'schwierige Finanzierung' kann ich einige Worte aus eigener Erfahrung sagen, sicherlich auch interessant für den einen oder anderen. Dann schließlich die Positionierung der New Technologies Management. Wie sehen wir uns? Was wollen wir tun? Und was kann die NTM konkret für Firmen im Linux-Bereich leisten?  

Was hat sich geändert? Als wir das Linux-Magazin vor einigen Jahren gegründet haben, ist es eigentlich relativ unkonventionell entstanden. Man hatte die Idee, daß es super-gut wäre, wenn es sowas gäbe, und man hat es dann einfach gemacht. Zunächst mal schwarz/weiß und mit Word und dann langsam dicker, besser, schöner. Was ich sagen will: Früher konnte man eigentlich mit dem Linux-Markt mitwachsen. Man hat klein angefangen, die Zahl der User ist gestiegen, und man konnte mit dem Markt mitwachsen. Das ist heute ein Problem. Die technische und betriebswirtschaftliche Kompetenz konnte ebenfalls mit der Firma wachsen. Wenn man heute wirklich auf die Beine kommen will, sollte man eigentlich schon vorher wissen, was ein Businessplan ist. Man sollte betriebswirtsschaftliche Auswertungen lesen können, sollte ein bißchen was wissen zum Marketing, weil einfach die Konkurrenz stärker geworden ist.  

Also, ein Start bei Null ist schwieriger. Früher war es auch so, daß viele Firmen, Linux-Magazin nicht ausgenohmen, aber auch andere -- ich hoffe, ich verletze jetzt die SuSE-Leute nicht --, auch SuSE, DELIX und die anderen Firmen, die heute am Markt sind, eigentlich aus Absolventen entstanden sind, die gesagt haben: Jetzt gründen wir eine GbR oder eine GmbH, und wir legen einfach los. D.h., die Manager dieser Firmen waren früher selber alle Anfänger. Heute ist das nicht mehr so, weil es eben schon arrivierte Firmen gibt. Und zum zweiten migrieren einige Firmen aus dem Windows-Bereich, wo die Konkurrenz immer schon da war, nach Linux.  

Erfolgsfaktoren waren früher technisches Know-how und viel Enthusiasmus. Heute würde ich sagen, sind es gute Managementfähigkeiten, und Ideen und Kapital werden immer wichtiger. Das ist nicht zuletzt zu sehen an den Gründungen oder Beteiligungen durch VCs [Wagniskapitalinvestoren] bei Innominate und solchen Firmen. Früher finanzierte sich das Firmenwachstum aus dem Umsatz. Die Geschwindigkeit wäre heute zu gering, um ein Major Player zu werden. Kapital ist auf alle Fälle ein Thema.  

Zwei, drei Worte noch zu dem Konflikt 'Idealismus versus Kommerz'. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß oft das Thema freie Software oder die kostenlose Software extrapoliert wird auf freie Dienstleistungen. Die Preisfindung für Produkte ist häufig schwieriger, als auf dem Windows-Markt, und das obwohl wir sozusagen mit professionellen, kommerziellen Ansätzen verglichen werden. Beispiel: Ich kann mich erinnern an zig Flames in irgendwelchen Newsgroups, daß das Linux-Magazin so unverschämt teuer ist. Wir bekamen detaillierte Rechnungen, wie teuer das Magazin eigentlich nur sein müßte. Alles andere sei ja der reine Verdienst und Profit, und wir wären wirklich die Kapitalisten. Die Wirklichkeit sieht so aus, daß wir bisher immer noch keine Gewinne machen konnten, weil der Druck einer Zeitschrift, egal, ob über freie Software oder über Windows oder was auch immer, einfach so und so soviel kostet. Man muß hier oft einen Spagat machen. Was auch noch wichtig ist für Firmen in dem Zusammenhang, ist die Positionierung in der Linux-Szene. Man muß sich irgendwie eine Stellung geben. Harald hat gerade sehr deutlich gemacht, wo sich SuSE sieht. Jetzt und in Zukunft, was ist der Beitrag, den man leistet?  

Finanzierung ist eine Herausforderung. Ich habe immer gesagt: Eigenfinanzierung wäre die ideale Ausgangsposition, aber die ist bei der Gründung von so einer Firma nicht immer gegeben. Dann gibt es noch die klassischen Instrumente: Bankenfinanzierung und Finanzierung durch Fördermittel. Auch hier meine Erfahrungen: ... naja. Bankenfinanzierung: Gehen Sie mal zu einer Bank und sagen, Sie wollen eine Firma gründen mit Linux, dann wollen die einen Businessplan sehen, gucken, wie sich der Markt entwickelt. Da gibt es zwar ein paar positive Beispiele: SuSE, aber das ist halt die Ausnahme. Und dann würde so ein Banker gern den Geschäftsmechanismus verstehen. Wie verdient man denn da jetzt so richtig Geld? Was verkaufen Sie denn? Und das ist natürlich schwer rüberzubringen bei Leuten, die etwas Handfestes haben wollen. Man bekommt deutlich einfacher eine Finanzierung in Millionen-Höhe für ein -- dann leerstehendes --- Bürogebäude, weil es da halt das Gebäude und ein Grundstück gibt, als für eine zündende Geschäftsidee. Ich denke, hier sind die Banken im Vergleich zu Amerika wirklich noch deutlich hinterher.  

Das Naheliegende -- das war zumindest für mich naheliegend, als ich meine erste Firma gegründet habe -- ist Finanzierung durch Fördermittel. Da gibt es supertolle Broschüren. Wieviel da gefördert wird! Man muß eigentlich nur sagen, was man machen will, muß es gut formulieren, gut begründen, und schon fließt das Geld. Um jetzt allzu große Prügel zu vermeiden, das mag bei mir ein Einzelfall gewesen sein -- die Realität ist so, daß es eine Vorgabe ist, daß man mit dem Projekt noch nicht angefangen haben darf, bevor man den Antrag stellt. In einem Markt, der so dynamisch ist wie bei Linux, ist das schon mal ein Problem. Wenn man die sechs bis acht Monate wartet, bis das dann entschieden ist, ist man meistens zu spät dran mit seiner Idee. Zudem ist es so, daß für die Fördermittel jeweils eine Bank als ausreichende Bank dienen muß, und die muß gleichzeitig auch sicherstellen, daß das Geld wieder zurückkommt. D.h., man landet wieder bei der Bank, und Linux-Computer ist sowieso red flagged, also ist man wieder am Anfang.  

Im Endeffekt ist die erfolgversprechenste Methode, eine Finanzierung über Venture Capital zu bekommen. Vorteil von Venture Capital oder Venture-Kapitalisten ist: Die sind genau spezialisiert auf die Problematik bei Firmengründungen, als da ist: Es geht einfach das Geld aus. Man hat angefangen, und Umsätze kommen nicht früh genug. Es geht das Geld aus, man braucht Kapital, um weiterzumachen. Desweiteren sind VCs typischerweise spezialisiert auf Hightech-Unternehmen. Internet-Services, Yahoo und solche Dinge sind da gute Beispiele. Und sie sind natürlich auch spezialisiert -- was auch interessant ist -- auf Börsengänge. Sie bringen solche Firmen an die Börse, weil sie ihr Geld nämlich zurückbekommen wollen.  

Was ist in dem Zusammenhang jetzt die Positionierung der New Technologies Management GmbH? Unser Selbstverständnis ist: Wir wollen Linux-Start-ups, bzw. kleine Firmen fördern, auf die Beine zu kommen. Das schließt auch eine kapitalmäßige Beteiligung ein. Wir sind sozusagen ein Mini-VC. Wir wollen als Berater fungieren. Wir wollen, im Gegensatz zu wirklichen VCs, ein Teil der Linux-Community sein und bleiben. Und wir wollen ein Enabler und Moderator für Business Opportunities sein, um die Firmen zu unterstützen. Was heißt das konkret? Wir können beim Erstellen von Businessplänen unterstützen, als Basis für alle weiteren Aktivitäten. Meine Erfahrung ist, die wenigsten Firmengründer können wirklich einen Businessplan erstellen, der von einer Bank oder einem VC akzeptiert werden würde. Entweder sind die Annahmen zu optimistisch oder es sind grundlegende Fehler drin. Man kann es relativ einfach besser machen, aber man braucht halt ein bißchen Unterstützung.  

Was wir auch leisten können, ist eine Kapitalisierung durch ein Investment der New Technologie Management als Lead-Investment. Was heißt das? Ein VC geht viel eher in einen Start-up oder in eine junge Firma rein, wenn schon jemand investiert hat. Noch dazu, wenn das jemand ist, der die Szene kennt. Ein Follow-up, also ein größeres Investment, durch einen VC ist dann leichter zu erreichen. Was können wir noch bieten? Vermittlung und Koordinierung von passenden VCs. Meine Erfahrung ist die, daß es bei den VCs extrem große Unterschiede gibt. Es gibt z.B. VCs, die wollen nur eins, nämlich möglichst rasch die Mehrheit so einer Firma kriegen. Das heißt häufig auch, daß die Gründer aus den Managementpositionen gedrängt werden, wenn der VC nervös wird, weil die Umsätze nicht schnell genug kommen, weil die Richtung nicht stimmt und solche Dinge mehr. Da gibt es deutlich gute und schlechte. Oft ist es auch so, daß durch solche erzwungenen Umbesetzungen an der Spitze die Kreativität der Firma, das geistige und kreative Potential verloren geht. Wir können helfen beim Aufbau von Management und Firmenstruktur, beim Workflow und bei der Organisation. Wir können Services übernehmen, wie Buchhaltung, Financial Controlling und juristischen Support. Wir können durch Vermittlung von Kontakten beim Aufbau des Vertriebs helfen und nicht zuletzt Synergie-Effekte erreichen mit Firmen, die entweder im Verbund sind oder mit denen partnerschaftliche Beziehungen bestehen.  

 
(Transkription Katja Pratschke)